In diesem Teil unseres Heizratgebers erfährst du alles notwendige über Energieträger für deinen Camping Urlaub.
Nach unseren Tipps zur Isolierung deines Campervans, haben wir dir im vorherigen Teil unseres Ratgebers eine wichtige Komponente für dein Fahrzeug erläutert: die Wärmeübertragung. Eventuell hast du dich schon für den Weg per Luft oder Wasser entschieden. Nun benötigst du jedoch noch den Energieträger, der das Heizen überhaupt erst möglich macht.
Es gibt 5 wesentliche Brennstoffe für deine Reisemobil-Heizung: Gas, Benzin, Diesel, Strom oder Feuer. Welcher Energieträger für dich geeignet ist, das hängt von einigen Faktoren ab. Alle haben Vor- und Nachteile. Und hast du dein Wohnmobil erst einmal mit einem bestimmten Brennstoff ausgerüstet, dann ist eine spätere andere Wahl bzw. Umrüstung nicht nur sehr aufwendig, sondern auch extrem kostspielig.
Worauf kommt es an?
Wichtig ist zunächst, welche Reiseziele du überwiegend mit deinem Van ansteuerst. Liegen diese eher in warmen oder kühlen Regionen? Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Weiterhin ist es entscheidend, welche Brennstoffe in den betroffenen Regionen auch weiterhin verfügbar sind. Denn du kannst ja bei deinem Reisestart nur mit einem gewissen Startvolumen losfahren. Irgendwann wird deine Energiequelle erschöpft sein und du musst dich um Nachschub kümmern. Nicht alle Brennstoffe sind in jedem Land gleich gut verfügbar.
Auch deine häufigste Reisezeit spielt eine wichtige Rolle. Reist du eher im Sommer oder bist du ein Fan von Wintercamping? Auch hier sind einige Energieträger sinnvoller als andere, die wir in unserem Heizratgeber nun erläutern:
Die Energieträger
Gas
Wir starten im Heizratgeber mit dem Standard Energieträger unter den Wohnmobil Heizungen: Die Gasheizung*. Da die meisten Wohnmobile bereits Gas zur Inbetriebnahme des Herds benötigen oder aber zum Beispiel einen Absorber-Kühlschrank* besitzen, hat sich die Gasheizung bei diesen Fahrzeugen etabliert. Gasflaschen* sind daher sowieso an Bord und können verwendet werden. Für einen größeren Heizbedarf lassen sich auch Gastanks installieren oder mehrere Gasflaschen mit einer Umschalt-Automatik*. So wird auf die zweite Gasflasche* automatisch gewechselt, wenn die Erste leer ist.
Mit dem Nachschub hast du hier meist keine Sorgen. In bewohnten, zivilen Regionen diverser Länder bekommst du Gasflaschen* an Tankstellen, in Baumärkten, manchen Supermärkten oder beim Outdoor-Händler. An LPG Tankstellen, kannst du Gastanks problemlos auftanken.
Die Bedienung ist relativ simpel. Wenn du alle Hinweise zur sachgerechten Nutzung beachtest, dann brauchst du auch keine Sorge vor Verpuffung oder Explosion haben. Jedoch ist stets ein besonders vorsichtiger Umgang geboten.
Eine Anschaffung ist normalerweise erschwinglich. Dass sich Gaspreise und Verfügbarkeit allerdings auch von jetzt auf gleich ändern können, haben wir insbesondere durch das aktuelle Kriegs-Geschehen in diesem Jahr hautnah erfahren.
Grundsätzlich sind Gasheizungen besonders leise und daher optimal fürs Campen geeignet. Bei Verwendung eines Gebläses, wird die Lautstärke entsprechend höher. Dies verbraucht zudem zusätzlich Strom. An sehr kalten Tagen wirst du auf diese Weise auch entsprechend viel Strom verbrauchen ( mehr als z.B. bei einer Dieselheizung) und solltest darauf achten, dass du deine Batterie nicht komplett entleerst. Zudem wird relativ viel Gas verbraucht und so auch oft für Nachschub gesorgt werden müssen.
Deinen Gasverbrauch ermittelst du wie folgt: In der Betriebsanleitung deiner Heizung findest du den Gasverbrauch pro Stunde.
Gasverbrauch Beispiel:
Gasverbrauch pro Stunde / 60 Minuten = Gasverbrauch pro Minute
250g/60 Minuten = 4,17g pro Minute
Gasverbrauch pro Minute x tägliche Heizungsnutzung in Minuten = Gasverbrauch pro Tag
4,17g x 240 Minuten= 1000,8g Gasverbrauch pro Tag (bei 4 Std Nutzung)
Bei einer 11 Kilo Gasflasche: 11000g Gas / 1000,8g täglicher Gasverbrauch = ca. 11 Tage hält eine 11Kilo Gasflasche.
Mit Gas können sowohl Luft-, als auch Wasserheizungen betrieben werden. Achte auf die Sicherheitsauflagen und Vorgaben der jeweiligen Länder. Verwende nur Gasheizgeräte mit entsprechenden Prüfsiegeln. Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du einen Gasmelder und einen Kohlenmonoxid-Melder* in deinem Reisemobil installieren. Ein Warnton oder ein Alarm schützt dich vor dem Ersticken und meldet frühzeitig ein Gasleck oder eine vermehrte Kohlenmonoxid Konzentration in der Luft.
Vorteile: leise, einfache Bedienung, Nachschub weltweit erhältlich (allerdings mit länderspezifischen Gas-Adapter*), kostengünstige Anschaffung, kombinierbar mit anderen Camper-Einrichtungen.
Nachteile: hoher Gasverbrauch, ggf. hoher Stromverbrauch, Gastanks/-flaschen nehmen viel Platz ein und haben erhebliches Gewicht, viele Sicherheitsvorkehrungen: Gasflaschen müssen z.B. senkrecht im Schrank gelagert werden.
Marken Beispiel: Truma
Durchschnittliche Kosten für die Anschaffung einer Gasheizung: ca. 400-500 Euro.
Benzin
Wenn eine Gasheizung keine Option ist, dann solltest du über den Brennstoff Benzin nachdenken, sofern dein Reisemobil ebenfalls Benzin tankt. Denn eine Benzinheizung wird direkt mit dem Kraftstofftank verbunden. Mit Hilfe des Kraftstoffs aus deinem Tank wird ein Brenner angetrieben, welcher einen Wärmetauscher erhitzt. Die erwärmte Luft wird schließlich über ein Gebläse im Fahrzeug verteilt. Eine gewisse Geräuschkulisse ist vorhanden.
Der Vorteil daran: mit jedem Mal, dass du an an einer Tankstelle tankst, wird automatisch auch der Brennstoff für deine Heizung wieder aufgefüllt. Du brauchst weder Adapter noch spezielle Nachfüllgefäße. Benzin ist weltweit verfügbar.
Die Anschaffungskosten für eine Benzin-Heizung sind jedoch relativ hoch. Dafür sind die Standheizungen aber von hoher Qualität. Du musst trotz allem auch hier die Vorschriften achten und ganz besonders auf eine Abgasleitung* Acht geben, damit die durch die Verbrennung des Kraftstoffs freigegebenen Abgase nicht in den Innenraum gelangen. Umweltfreundlich ist diese Variante daher nicht gerade.
Besonders erwähnenswert ist der niedrige Verbrauch, den du durch eine Benzin Heizung hast. Je nach Modell verbraucht diese Art Heizung etwa 0,3-0,5 Liter Benzin pro Stunde. Allerdings hast du dafür einen hohen Stromverbrauch, durch den Antrieb des Gebläses. Trotzdem kann es sich rechnen. Auf langen Reisen solltest du aber unbedingt mit einer zusätzlichen Batterie ausgestattet sein.
Treibstoffheizungen können entweder als Luft-, oder als Wasserheizung betrieben werden.
Benzinverbrauch Beispiel:
Benzinverbrauch pro Stunde / 60 Minuten = Benzinverbrauch pro Minute
0,4 Liter/60 Minuten = 0,0067 Liter pro Minute
Benzinverbrauch pro Minute x tägliche Heizungsnutzung in Minuten = Benzinverbrauch pro Tag
(0,0067 x 240 Minuten= 1,608 Liter Benzinverbrauch pro Tag (bei 4 Std Nutzung)
Bei einem 50 Liter Benzintank: 50 Liter Benzin / 1,608 Liter täglicher Benzinverbrauch = ca. 31 Tage hält dein Fahrzeugtank. (Bedenke, dass du damit auch noch die nächste Tankstelle erreichen musst.)
Vorteile: geringer Verbrauch, unkomplizierter Nachschub weltweit, kombinierbar mit dem Kraftstofftank des Fahrzeugs
Nachteile: umweltschädliche Abgase, hohe Anschaffungskosten, hoher Stromverbrauch, Lärmpegel
Marken Beispiel: Webasto
Durchschnittliche Kosten für die Anschaffung einer Benzinheizung: ca. 500-1200 Euro.
Diesel
Die Diesel Heizung ist komplett vergleichbar mit einer Benzin Heizung. Der einzige Unterschied besteht im verwendeten Kraftstoff. Alle aufgezeigten Vor- und Nachteile der Benzin-Heizung gelten also gleichermaßen für eine Diesel-Heizung. Wenn dein Reisemobil also einen Diesel-Tank besitzt oder du es mit einem separaten Diesel-Tank ergänzen möchtest, dann eignet sich diese Heizung zur Kombination mit deinem Tank.
Eine hinzukommende Problematik könnten Dieselfahrverbote sein. Aufgrund der hohen Abgas-Emissionen, gibt es in vielen deutschen Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Auch in manchen europäischen Ländern ist dies ein Thema. Informiere dich also vorab, ob dein Reiseziel mit solchen Vorgaben kollidiert. Besonders in abgelegenen Regionen ist Diesel manchmal eher vorhanden als Benzin, weshalb diese Heiz-Art besonders attraktiv für Expeditionsfahrzeuge ist.
Des weiteren können Diesel-Heizungen viel Lärm machen.
Vorteile: geringer Verbrauch, unkomplizierter Nachschub weltweit, kombinierbar mit dem Kraftstofftank des Fahrzeugs
Nachteile: umweltschädliche Abgase, hohe Anschaffungskosten, hoher Stromverbrauch, Dieselfahrverbote mancherorts, hohe Geräuschkulisse
Marken Beispiele: Webasto, Eberspächer, Autoterm
Durchschnittliche Kosten für die Anschaffung einer Benzinheizung: ca. 500-1200 Euro.
Elektrische Heizung: Strom
Wenn du überwiegend Anschluss an ein Stromnetz hast, dann eignet sich evtl. eine elektrische Heizung. So musst du weder Gas noch Kraftstoff fürs Heizen aufwenden.
Elektrische Heizungen haben einen sehr hohen Stromverbrauch, weshalb ein Betrieb unterwegs mit der Bordbatterie* und Wechselrichter* ausgeschlossen ist. Es wird 230V Landstrom benötigt und so eignet sich diese Heizung eigentlich nur für Reisende, die dauerhaft auf Campingplätzen stehen. Wobei sich hier die Frage stellt, ob dann auch ein mobiler Heizkörper ausreichend wäre.
Eine Heizung mit Strom arbeitet sehr effizient und versorgt den zu erwärmenden Raum schnell bzw. meist innerhalb von Sekunden mit Wärme. Diese Variante ist absolut umweltfreundlich, denn es werden keine CO2 Emissionen an die Umwelt abgegeben.
Du kannst dich darauf einstellen, dass du in deinem Campervan oder Wohnmobil vollkommen Ruhe hast und musst dich nicht mit lästigen Nebengeräuschen herumschlagen.
Als Alternative zur herkömmlichen Elektroheizung kannst du auch eine Infrarotheizung* in Erwägung ziehen. Diese erwärmt direkt die angestrahlte Fläche und nicht erst die Luft. Sie ist besonders für Allergiker geeignet, da sie keinen Staub aufwirbelt. Zudem verbraucht diese Heizung im Wohnmobil kaum Platz.
Stromverbrauch Beispiel:
Leistung (W) / Spannung (V) = Strom (A)
1800 Watt (heizt ausreichend für ca. 30m²) / 230V = 7,83 A
Strom (A) x Zeit (h) = Stromverbrauch pro Tag
7,83 A x 7 Stunden (H) = 54,81 Ah Stromverbrauch bei 7 Stunden Nutzung
(Die utopischen Werte beim Betrieb mit einer 12,6V Batterie wirst du dir ausrechnen können.)
Vorteile: leise, erwärmt den Raum sofort, umweltfreundlich
Nachteile: 230V Stromanschluss notwendig, sehr hoher Stromverbrauch
Marken: Eberspächer, Truma E-Kit* (Zusatzheizung für Truma VarioHeat), Truma Ultraheat* (Zusatzheizung für Truma S)
Durchschnittliche Kosten für die Anschaffung einer Elektroheizung: ca. 200 Euro.
Mini Holzofen
Eigentlich eine klassische und uralte Methode zum Heizen. Doch die meisten Wohnmobile werden nicht über einen Kamin verfügen und auch nicht den notwendigen Platz dafür offenbaren. Ein Mini Holzofen* für eine Camper-Größe muss also her und der Preis für so eine Anschaffung ist oft entsprechend hoch.
Notwendigen Nachschub in Form von Holz* findest du mit etwas Glück überall in deiner Umgebung. Oder du kannst Holz* in Baumärkten oder Supermärkten erwerben. Jedoch hast du nicht an jedem Ort Holz zur Verfügung und eine Lagerung im Camper ist platzintensiv und das Holz* hat ein immenses Gewicht.
Die Wärmeabgabe solch eines Holzofens ist nicht unbedingt gleichmäßig verteilt, jedoch erhitzt sie sofort und spendet eine wohlige Wärme im Vergleich zu Elektro- oder Treibstoff Heizungen. Zudem kannst du dich auf eine kuschelige Atmosphäre durch das Knistern des Feuers freuen.
Du solltest jedoch ganz besonders auf die Vorschriften und Sicherheitsvorgaben eines Mini-Holzofens* Acht geben. Ausreichend Frischluft Zufuhr und ein ausreichender Mindestabstand sind notwendig. Zudem sollte ein Kohlenmonoxid-Melder* installiert werden und ein Schornstein ist zwingend nötig.
Vorteile: romantisches Knistern, günstiger Brennstoff, sofortige angenehme Wärme
Nachteile: teure Anschaffung, hohe Sicherheitsvorkehrungen bei Installation und Anwendung. Holz ist schwer und platzintensiv
Marken: Wohnmobil Holzöfen*
Durchschnittliche Kosten für die Anschaffung eines Mini-Holzofens: ca. 500-1000 Euro.
Fazit
Bei der Wahl der Heizung für dein Reisemobil triffst du eine langfristige Entscheidung. Eine spätere Umrüstung ist nahezu ausgeschlossen aufgrund des Aufwands und der Kosten. Sei dir also über die auf deinen Reisen verfügbaren Ressourcen bewusst. Werde dir klar über die Kosten und deinen zu erwartenden Verbrauch – auch im Hinblick auf weitere Geräte, die betrieben werden müssen.
Minimieren kannst du den Heizaufwand durch entsprechende Isolierung deines Wohnmobils oder Campervans.
Im nächsten Teil unseres Heiz-Ratgebers beschäftigen wir uns mit dem Thema:
Freut euch auf alle Infos dazu in der nächsten Woche!